Bâloise verbucht Gewinnrückgang wegen Umbau in Deutschland

Die Bâloise arbeitet daran, die Aktivitäten in Deutschland auf eine betriebswirtschaftlich gesunde Basis zu stellen und setzt dazu verstärkt auf Privat- und KMU-Kunden. Vom Umbau und erneuten Nachreservierungen im Haftpflichtgeschäft belastet, musste der Versicherer im ersten Halbjahr allerdings einen Gewinnrückgang hinnehmen.

Um profitabler zu werden, setzen die Basler in Deutschland auf KMU- und Privatkunden und bauen gleichzeitig die Präsenz im Industriegeschäft ab. Man komme mit den Bemühungen gut voran und gewinne auf digitalen Kanälen und über Makler laufend Neukunden, sagte Konzernchef Gert De Winter an einer Telefonkonferenz. Allerdings beanspruche die Neuorientierung einiges an Zeit, ergänzte er.

Nachreservierungen belasten

Im Rahmen des Umbaus hat sich das Management dazu entschlossen, das deutsche Krankenhaus-Haftpflichtgeschäft zur Abwicklung zu isolieren und mit genügend Reserven auszustatten. Diese Aktion belastete das Gruppenergebnis mit 32,4 Millionen Franken und liess den Semestergewinn um 10 Prozent auf 270 Millionen abgleiten. Im deutschen Haftpflichtteil kam es bereits in der Vergangenheit zu kostspieligen Nachreservierungen.

Unter der Sanierung leidet in erster Linie die Sparte Nichtleben. Der in der Branche massgebende Schaden-Kosten-Satz verschlechterte sich um 4,4 Prozentpunkte auf 94,1 Prozent. Immerhin hätte die Bâloise ohne die Sondereffekte mit 91,1 Prozent einen Satz erreicht, der im Zielbereich von 90 bis 95 Prozent liegt, hiess es. Und auch in Deutschland liegt die bereinigte Kennzahl mit 96,4 Prozent auf Zielkurs (96-98%), obwohl die Kosten für die Winterstürme «Friederike» und Burglind« die Rechnung belasteten.

Gewinnsteigerung im Lebensgeschäft

Erfreulich entwickelte sich das Lebensgeschäft: Dank sich stabilisierenden Zinsen mussten hier die Reserven weniger stark als auch schon verstärkt werden. Davon habe insbesondere das belgische Geschäft profitiert, wo gar Reserven ergebniswirksam aufgelöst werden konnten. Das operative Ergebnis der Sparte kletterte daher um zwei Drittel in die Höhe auf 194 Millionen Franken.

Beim Zeichnen von traditionellen Lebensversicherungen üben sich die Basler im anhaltenden Tiefzinsumfeld aus Profitabilitätsgründen weiterhin in Zurückhaltung. Das gilt auch in der beruflichen Vorsorge, wo man sich nach dem Rückzug der Axa dem Vollversicherungsmodell unverändert verpflichtet fühle, so De Winter.

Insgesamt sank das Geschäftsvolumen der Bâloise in den Monaten Januar bis Juni um 3,6 Prozent auf 5,47 Milliarden Franken. Dabei stand dem Minus von beinahe 10 Prozent der Lebensversicherung ein Plus von gut 5 Prozent im Nichtlebengeschäft gegenüber. Die Wachstumstreiber sind da Belgien und Luxemburg mit je einem Plus von rund 14 Prozent.

Aktie unter Druck

Im Rahmen der »Simply Safe«-Strategie setzt die Bâloise unter anderem auch auf innovative Versicherungsangebote. »Im letzten halben Jahr haben wir jeden Monat mindestens ein neues innovatives Versicherungsprodukt auf den Markt gebracht, sind eine zukunftsträchtige Kooperation eingegangen oder haben eine Investition getätigt“, fasste Gert De Winter zusammen. Das Ziel, bis 2021 eine Million neue Kunden zu gewinnen, bleibe aber ambitiös.

An der Börse kam der über Erwarten starke Gewinnrückgang nicht gut an und liess den Aktienkurs bis am Mittag um 3,5 Prozent zurückfallen. Die Sanierung in Deutschland habe mehr gekostet als befürchtet, ansonsten entwickle sich das Geschäft solide, hiess es in Analystenkreisen. (ens/sda)

Erstellt: 28.08.2018, 12:41 Uhr