BVG-Vollversicherung nicht passé

Nach dem Rückzug von Axa Schweiz aus dem Geschäft mit der BVG-Vollversicherung verbleiben nur noch fünf Anbieter, nämlich Swiss Life, Allianz Suisse, Helvetia, Bâloise und Pax. Einhellig haben diese als Reaktion auf den Axa-Wechsel zu teilautonomen Sammelstiftungen bekanntgegeben, das ganze Sortiment weiterhin anzubieten. Allianz Suisse teilt mit, die Vollversicherung sei ein wichtiger Pfeiler ihres Kollektiv-Leben-Geschäfts. Derzeit sei kein Rückzug geplant. Allianz Suisse betreut 13 600 KMU mit 147 000 Versicherten. Da der Konzern in München ähnlich wie Axa in Paris eine Konzernstrategie verfolgt, war eine solche Zusicherung nicht zum Vorneherein gegeben. Die Eigenkapitalrenditen bewegen sich für alle Schweizer Lebensversicherer im BVG-Geschäft seit einigen Jahren im einstelligen Prozentbereich, wobei der Trend wegen der schwierigen Zinslage nach unten weist.

Allianz Suisse fordert die Politik auf, raschestmöglich neue Lösungsvorschläge zu erarbeiten, welche die Senkung des zu hohen obligatorischen Umwandlungssatzes und des Garantiezinses im Obligatorium zum Ziel haben. Axa hat am Dienstag klar aufgezeigt, dass ein steigender Anteil des Anlageerfolgs zum Stopfen von Löchern wegen der übersetzten gesetzlichen Leistungsvorgaben eingesetzt werden muss. Laufend müssen Renten nachfinanziert und Gelder für übersetzte Leistungen für Neurentner abgezweigt werden. Diese Problematik wird sich wegen des Eintritts der Babyboomer ins Rentenalter verschärfen.

Fehlt nur noch, dass wegen turbulenter Finanzmärkte die Anlagerendite im Laufe des Jahres ins Minus dreht. Es sei, so schreibt Allianz Suisse weiter, im Interesse vor allem der Versicherten, dass die verbleibenden Anbieter von BVG-Vollversicherungen ihr Geschäft in der Zukunft nachhaltig betreiben könnten.

Swiss Life, Helvetia und Bâloise gaben schon am Dienstag bekannt, zur BVG-Vollversicherung zu stehen. Allerdings wurde auf eine zurückhaltende Zeichnungspolitik bei der Aufnahme neuer Kunden hingewiesen. Alle müssen zurzeit auf die Pflege der Altbestände achten, weil laufend Substanz aufgezehrt wird. Mit Blick auf die Einschränkungen in der Anlagestrategie wegen harter Kapitalvorschriften ist es zurzeit bereits schwierig bis fast unmöglich, den Werterhalt von Prämiengeldern zu garantieren. Auf jeden Fall ist eine Garantie auf Kapitalerhalt zurzeit wertvoll für Kunden. Die Lebensversicherer sind längst dazu übergegangen, ihren Kunden in einem wachsenden Ausmass teilautonome Lösungen zu offerieren, weil ebendiese Garantie so teuer geworden ist.

Quelle: NZZ