Darum kümmern sich Schweizer so wenig um ihre Vorsorge

«Wie finanziere ich nur mein Leben im Alter?» – diese Sorge bringt Jugendliche um den Schlaf, wie das jüngste Jugendbarometer der Credit Suisse gezeigt hat. Nun legen Raiffeisen und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) mit einem Vorsorgebarometer nach. Zum ersten Mal untersuchten sie die Einstellung der gesamten Schweizer Bevölkerung zum Thema Vorsorge.

Das Resultat: Zwar machen sich viele Gedanken wegen ihrer Vorsorge, nur wenige werden aber auch aktiv. Das ist umso erstaunlicher, da 75 Prozent der Befragten sich als hauptverantwortlich für die Vorsorge sehen. Nur 16,9 Prozent sehen den Staat in der Verantwortung. Noch weniger setzen auf die Arbeitgeber. Besonders stark ist der Fokus auf die Eigenverantwortlichkeit in der Deutschschweiz mit 80 Prozent. In der Westschweiz sind es 66 Prozent, in der Südschweiz 62 Prozent.

Dieses Ergebnis deckt sich auch mit der Vertrauensfrage in die einzelnen Säulen. Am grössten ist das Vertrauen in die dritte Säule, am tiefsten in die AHV. «Das Vertrauen der Bevölkerung, besonders in die staatliche Vorsorge — die AHV — ist angeschlagen», so das Fazit der Studienherausgeber.

Besonders beim Wissen gibt es zu tun

Das Vorsorgebarometer ist in drei Teile gegliedert. Untersucht wurde erstens, was Schweizer in puncto Vorsorge unternehmen und wie sie dazu eingestellt sind (Bereich Engagement). Zweitens, wie gut sie sich auskennen (Wissen). Und drittens, wie gross das Vertrauen in das Drei-Säulen-Modell ist. Alle Antworten wurden in einem Indikator zusammengefasst.

Gesamthaft resultierte ein Wert von 587 Punkten von 1000 möglichen. Im Bereich Wissen gab es sogar nur 340 Punkte. Ein mässiges Ergebnis!

Auch zu den Jungen liefert das Barometer Erkenntnisse. So glauben 22 Prozent von ihnen, dass sie im Alter mehr Geld brauchen als vorher. Bei Leuten, die kurz vor der Pension stehen, sind es nur 2 Prozent.

Zu jung und kein Geld

Woran liegt es nun, dass Schweizer sich um die Vorsorge sorgen, aber sich nicht darum kümmern? Fast die Hälfte glaubt, dass sie dafür noch zu jung sind. Gerade mit dem Sparen in der dritten Säule, sagte ein Experte dem BLICK, sollten Sparer aber so jung wie möglich beginnen. Die Hälfte der 18- bis 30-Jährigen hat laut Barometer keine Säule 3a.

Ein weiterer Grund, warum die Vorsorge vernachlässigt wird, ist bei zwei von fünf, dass sie dafür gar kein Geld haben. Für einen Fünftel ist die Vorsorge schlicht zu kompliziert. Besonders hoch ist dieser Anteil bei den Befragten mit höherer Bildung.

Für die Untersuchung wurden 1015 Personen aus der ganzen Schweiz befragt. (jfr)