Diese Rechnung tut weh

Die Vorsorgestiftung Bolligen-Ittigen-Ostermundigen rutschte letztes Jahr noch tiefer ins Minus: Der Deckungsgrad sackte auf rund 70 Prozent ab. Allein Ittigen muss 13 Millionen Franken an die Sanierung zahlen.

Es wäre schon so schwierig genug gewesen. Ende 2014 – das sind die aktuellsten offiziellen Zahlen – hatte die Personalvorsorgestiftung Bolligen-Ittigen-Ostermundigen (PVS BIO) nur noch 80 Prozent Deckungsgrad. Das heisst: Schon damals fehlten 34,7 Millionen Franken. Im vergangenen Jahr hat sich die Lage nochmals drastisch verschlechtert.

Der genaue Abschluss liegt zwar noch nicht vor. Marco Rupp, Stiftungsratspräsident und Ittiger Gemeindepräsident, sagte vor den Medien aber: «Wir gehen davon aus, dass der Deckungsgrad noch rund 70 Prozent beträgt.»Laut Rupp hat das mehrere Gründe. Einerseits verloren wegen der tiefen Renditen auf dem Finanzmarkt letztes Jahr praktisch alle Pensionskassen Geld.

Andererseits sind sieben Arbeitgeber mit günstiger Altersstruktur – viele aktive Versicherte, wenige Rentner – aus der PVS BIO ausgetreten. Heute gehören der Kasse noch 688 Versicherte an, darunter verhältnismässig viele Rentner (223), die bei der Sanierung nicht belangt werden können. Mit anderen Worten: Die Altersstruktur hat sich zuungunsten der PVS BIO entwickelt.

«Exodus verhindern»

In den nächsten Wochen stimmen die Stiftergemeinden Bolligen, Ittigen und Ostermundigen nun über die Sanierung ab. Den Anfang macht am 17. März die Gemeindeversammlung Ittigen.

Mit 145 Versicherten ist Ittigen nach Ostermundigen die zweitgrösste angeschlossene Arbeitgeberin. Sie soll 11,5 Millionen Franken an die Gesundung der PVS BIO zahlen. 4,9 Millionen entfallen auf einen einmaligen Sanierungsbeitrag, weitere 1,7 Millionen werden auf die nächsten sieben Jahre verteilt.

Die restlichen 4,9 Millionen werden als Ausgleichszahlungen benötigt: Mit dem Wechsel vom Leistungs- auf das Beitragsprimat würden manche Arbeitnehmer bis zu 30 Prozent ihrer Rente verlieren. «Das können wir niemandem zumuten», sagt Marco Rupp. Die Ausgleichszahlungen sollen sicherstellen, dass kein Mitarbeiter mehr als 12 Prozent verliert.

Auch die Angestellten würden «einen rechten Beitrag» an die Sanierung der PVS BIO leisten, erklärt Rupp, insbesondere erhalten sie in den nächsten sieben Jahren keine Zinsen auf ihrem Altersguthaben. Alles in allem verzichten die 101 aktiven Versicherten der Gemeinde Ittigen auf 2,7 Millionen Franken.

Nach Gesetz dürften die Angestellten deutlich stärker belangt werden. «Ja», sagt Marco Rupp, «aber wir können nicht bis zum Maximum gehen.» Denn die Gemeinde müsse eine Arbeitgeberin mit konkurrenzfähigen Leistungen bleiben: «Sonst droht beim Personal ein Exodus.»

Noch teurer?

Rupp ist sich bewusst: «Die Sanierung kostet den Steuerzahler sehr viel Geld.» Zumal auch die Musikschule Unteres Worblental der PVS BIO angeschlossen ist und ebenfalls einen Sanierungsbeitrag leisten muss. Ittigen muss davon gut ein Drittel – 1,4 Millionen – übernehmen. Das gesamte Sanierungspaket kostet die Ittiger Steuerzahler also gegen 13 Millionen Franken.

Weil sich die Kapital- und Finanzmärkte nicht so schnell erholten, werde der Sanierungsbedarf bis Ende Jahr wahrscheinlich sogar noch grösser, gibt die Ittiger Geschäftsprüfungskommission zu bedenken. Sie kommt aber zum Schluss: Die Sanierung sei für die Gemeinde Ittigen ohne Steuererhöhung machbar.

Ein Ja ist «zwingend»

Und falls das Volk am 17. März Nein sagt? Marco Rupp überlegt einen Moment und antwortet schliesslich: «Die Sanierung ist zwingend.» Ungeachtet dessen, ob die PVS BIO eigenständig bleibt oder sich 2017 einer Sammelstiftung anschliesst. Dieser Entscheid ist laut Rupp noch nicht gefallen. Sagt das Volk Nein, muss der Gemeinderat sofort ein neues Sanierungskonzept ausarbeiten.

Quelle: Berner Zeitung

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