Pensionskasse PKSO ist schlechter als ihr Ruf, sagt ein Experte

Ein Experte zweifelt, ob die Leistungen so gut sind, wie von der Pensionskasse des Kantons Solothurn selbst angepriesen.

Es war ein harter Schlag für das Sportzentrum Zuchwil, das einen Teil seiner Mitarbeitenden bei der Solothurner Pensionskasse (PKSO) versichert hat. Irgendwann war klar, dass auch das Sportzentrum seinen Betrag an die Milliarden-Ausfinanzierung beisteuern muss. Es geht um eine hohe sechsstellige Summe, die die Kapitaldecke des Betriebs mehr als überstrapaziert hat.

«Die Ausfinanzierung hat uns fast das Genick gebrochen», sagt Direktor Urs Jäggi.
Doch jetzt gibt es beim Sportzentrum noch andere Bedenken und Zweifel rund um die Pensionskasse. Denn in Zuchwil hat man die Lehren aus dem ersten Vorfall gezogen und eine Analyse zu den Leistungen der PKSO in Auftrag gegeben – was bei der Ausfinanzierung geschah, soll nie mehr passieren. «Wir können uns das nicht ein zweites Mal leisten», erklärt Jäggi.

Der Inhalt der Analyse war für die Verantwortlichen aufschlussreich. Jetzt geht es für das Sportzentrum gar um die Frage, ob es vielleicht aus der kantonalen Pensionskasse austreten soll. Grund für diese Überlegung sind die Performance der Solothurner Pensionskasse in den vergangenen zehn Jahren und die Verzinsung des Altersguthabens.

Beide liegen im Vergleich mit anderen Kassen im unteren Teil der erhobenen Bandbreite. «Für uns ist die PKSO im Vergleich mit anderen Vorsorgeeinrichtungen eine teure Kasse mit eher schlechten Leistungen», sagt Urs Jäggi.

Nur «Augenwischerei»?

Die Analyse ist einigermassen brisant, denn am Montag wollen die Verantwortlichen der Solothurner Pensionskasse vor die Medien treten. Dort werden sie einiges zu erklären haben. Unter anderem geht es um die geplante Lohnerhöhung für den Direktor der Kasse, Reto Bachmann.

Wie diese Zeitung kürzlich enthüllte, war trotz Milliardenloch geplant, Bachmann auf einen Schlag – und rückwirkend – um drei Lohnklassen heraufzusetzen. Argumentiert worden war vonseiten der Verantwortlichen immer, dass die Solothurner Kasse trotz wirtschaftlich schwierigem Umfeld immer überdurchschnittlich gute Leistungen erziele. Beim Sportzentrum Zuchwil zweifelt man nach der Analyse, ob dem tatsächlich so ist.

«Leistungen eher bescheiden»

Rudolf Burkhardt hat im Auftrag des Sportzentrums Zuchwil die Solothurner Pensionskasse einer genaueren Betrachtung unterzogen. Er ist seit 30 Jahren im Bereich der beruflichen Vorsorge tätig und hat diverse Vorsorgeeinrichtungen und Unternehmen beraten. Burkhardt will nicht von einer «schlechten Pensionskasse» sprechen.

Und er warnt: Analysierte Zahlen sind immer vergangenheitsbezogen. Trotzdem sind bei ihm gewissen Bedenken aufgetaucht, als er die Leistung der Solothurner Pensionskasse mit anderen Vorsorgeeinrichtungen verglichen hat. «Ich bin zum Schluss gekommen, dass es bessere Lösungen gibt», sagt Burkhardt. Er widerspricht der PKSO-eigenen Darstellungen, dass die Solothurner Leistungen andere überstrahlen. «Im Vergleich mit anderen Einrichtungen sind die Leistungen der PKSO eher bescheiden.»

Zweitletzter Platz unter 30

Burkhardt bringt in seinem Gutachten diverse Indizien für sein Urteil hervor. Etwa die Verzinsung der Altersguthaben: Zwischen 2006 und 2016 verzinste die PKSO per annum mit 2 Prozent. «Leistungsfähige Pensionskassen erreichten das Doppelte», so der Fachmann. Die meisten Kassen liegen über der PKSO. Auch beim Umwandlungssatz und bei der Performance der Kapitalanlagen glänzt die PKSO aus Sicht des Experten nicht.

Werden das projizierte Altersguthaben und die Altersrente verglichen, ergibt sich etwa folgendes Bild: Bei der PKSO ergibt sich ein projiziertes Altersguthaben von 914’000 Franken und eine jährliche Altersrente von 55’000 Franken. Zum Vergleich: Bei einer Sammelstiftung, die Burkhardt als sehr leistungsfähig beurteilt (vgl. auch Tabelle), kommt er auf ein projiziertes Altersguthaben von 1’415’000 Franken und eine jährliche Altersrente von 99’000 Franken. «Die Leistungen bei letztererStiftung sind wesentlich höher und dies bei genau gleichenBeiträgen», so Burkhardt. «Im Vergleich mit 30 andern Vorsorgeeinrichtungen liegt die PKSO bezüglich Altersrente auf dem zweitletzten Platz.» Übrigens, die leistungsfähige Sammelstiftung, die er zum Vergleich beizieht, musste, soBurkhardt, noch nie Zusatzbeiträge einfordern oder andere Sanierungsmassnahmen durchführen.
Erstaunt hat den Fachmann auch, dass es die PKSO ein ganzes Jahr lang – aus bisher ungeklärten Gründen – versäumt hat, bei den Arbeitnehmenden 0,5 Prozent Risikobeiträge einzuziehen. «Das darf nicht passieren», sagt er.

Quelle: Solothurner Zeitung
02.05.2016

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