Personalvorsorgestiftung B-I-O: Es fehlen mehr als 36 Millionen

Die Gemeinden Bolligen, Ittigen und Ostermundigen haben ein Problem: In ihrer Pensionskasse klafft ein Loch von 36 Millionen Franken. Die Angestellten müssen Leistungskürzungen über sich ergehen lassen, auch die Steuerzahler werden Millionen an die Sanierung beitragen müssen.

 

Deckungsgrad Personalvorsorgestiftung B-I-O

Bild: Grafik sgb

Die Zahlen tönen alarmierend: Die Personalvorsorgestiftung Bolligen-Ittigen-Ostermundigen (B-I-O) hat einen Deckungsgrad von 78,7 Prozent. Damit alle Verpflichtungen gedeckt werden können, fehlen ihr nicht weniger als 36,3 Millionen Franken. Von den über 1800 Schweizer Pensionskassen ohne Staatsgarantie haben nur 13 einen ähnlich desolaten Deckungsgrad.

Der Pensionskasse B-I-O gehören einerseits 320 aktive Angestellte der Gründergemeinden Bolligen, Ittigen und Ostermundigen an. Andererseits sind 300 Berufstätige von anderen Arbeitgebern angeschlossen – vom Alterszentrum Tilia in Ostermundigen über die Musikschule Unteres Worblental bis zu den Spitex-Vereinen Ittigen und Bolligen. Dazu kommen 230 Rentenbezügerinnen und -bezüger.

Erst Insider wissen es

In die Unterdeckung fiel die Pensionskasse bereits während der Immobilien- und Bankenkrise vor 6 Jahren. Die Versicherten wurden seither mehrmals informiert. Die Geschäftsberichte sind im Internet auf Pvsbio.ch aufgeschaltet. Ansonsten wurde die breite Öffentlichkeit bisher nicht informiert – obwohl die Sanierung der Pensionskasse den Steuerzahler einiges kosten wird. Die Ostermundiger Parlamentarierin Colette Nova (SP) mochte nun nicht mehr länger zuschauen: Sie hat soeben einen Vorstoss eingereicht, in dem sie auf die Zustände aufmerksam macht und vom Gemeinderat verschiedene Antworten fordert. Nova ist eine ausgewiesene Expertin: Sie ist Vizedirektorin des Bundesamtes für Sozialversicherungen und leitet den Bereich Altersvorsorge.

In der Negativspirale

Die Aussichten sind düster. Schon nur, um eine weitere Verschlechterung des Deckungsgrads zu verhindern, benötigt die Pensionskasse B-I-O pro Jahr eine Nettorendite von 4,25 Prozent. «Das ist im Moment unrealistisch», sagt Colette Nova. «Es sind tiefgreifende Sanierungsmassnahmen nötig, sonst gerät die Pensionskasse immer weiter in die Negativspirale.» Zwar hat der Stiftungsrat bereits diverse Massnahmen eingeleitet, insbesondere auf Kosten der Angestellten (siehe Kasten). «Die Massnahmen sind aber offensichtlich zu wenig wirksam und zu spät erfolgt», hält Nova fest. Die Zahlen geben ihr recht: In den letzten 4 Jahren hat sich der Deckungsgrad nicht etwa verbessert, sondern nochmals verschlechtert.

Ja, es seien weitere, tiefgreifende Massnahmen nötig, bestätigt Bernhard Egger, Geschäftsführer der Pensionskasse B-I-O. Diese werden auch die Arbeitgeberinnen, namentlich die Gemeinden, zu spüren bekommen. Die Steuerzahler werden wohl mehrere Millionen Franken zur Sanierung beitragen müssen.

Wie weiter?

Ein Rechenbeispiel: Möchte die Pensionskasse die fehlenden 36 Millionen innert 5 Jahren abbauen, wären pro Jahr mehr als 7 Millionen Franken nötig. Auf die Gemeinde Ostermundigen, bei der knapp ein Drittel der Versicherten arbeiten, entfielen pro Jahr rund 2 Millionen Franken. Das ist 1 Steuerzehntel. Mit anderen Worten: Um das Loch in der Pensionskasse zu tilgen, müsste Ostermundigen seine Steuern – theoretisch – 5 Jahre lang um einen Zehntel erhöhen.

Ist ein solches Szenario denkbar? Wie sonst könnte die Sanierung vonstatten gehen? Und: Warum wurde die Öffentlichkeit nicht aktiver informiert? Die Gemeindebehörden sehen sich mit einigen Fragen konfrontiert. «Wir wollen nichts verheimlichen», sagt stellvertretend Ostermundigens Gemeindepräsident Thomas Iten (parteilos). «Wir suchen in dieser schwierigen Situation nach der bestmöglichen Lösung.» Sobald diese auf dem Tisch liege, werde umfassend informiert.


Die bisherigen Sanierungsmassnahmen

Bernhard Egger ist seit 20 Jahren Geschäftsführer der Pensionskasse Bolligen-Ittigen-Ostermundigen (B-I-O). Für die massive Unterdeckung nennt er mehrere Gründe: zum einen die globalen Krisen der letzten 10 Jahre, insbesondere die Immobilien- und Bankenkrise 2008. Zum andern seien den Rentnerinnen und Rentnern in der Vergangenheit zu hohe Leistungsversprechen gemacht worden. Die Renten liessen sich selbst in guten Finanzjahren nur knapp finanzieren, geschweige denn in schlechteren. Weiter sei das Alter der Rentner in der Pensionskasse B-I-O überdurchschnittlich hoch. Und der Anteil Frauen, die statistisch gesehen länger Rente beziehen als Männer, liege mit 67 Prozent ebenfalls über dem Schnitt.

In den letzten Jahren hat die Pensionskasse B-I-O verschiedene Sanierungsmassnahmen eingeleitet. Sie hat Sanierungsbeiträge erhoben, die sowohl die Versicherten wie auch die Arbeitgeberinnen – insbesondere die drei Gemeinden – zahlen. Vor allem aber wurden die Leistungen für die neuen Rentner massiv gekürzt. Früher konnten Rentner, die sich mit 60-jährig pensionieren liessen, 63 Prozent des versicherten Lohnes beziehen. Heute erhalten 60-jährige Neurentner noch 36 Prozent. Wer 60 Prozent des versicherten Lohnes erhalten will, muss jetzt bis 65-jährig arbeiten.

«Mit den neuen Bedingungen versuchen wir die Zahl der Leute, die sich mit 60 pensionieren lassen, zu senken», erklärt Egger. Aber auch für den Geschäftsführer ist klar: Die bisher ergriffenen Massnahmen reichen nicht. Es braucht eine weitere, tiefgreifende Sanierung. «Wir suchen derzeit nach gangbaren Lösungen», sagt Bernhard Egger. Dort sind auch die betroffenen Gemeinden gefordert: «Dass auf sie Millionenbeträge zukommen werden, lässt sich nicht abstreiten.»

Quelle: Berner Zeitung

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