PVK – Pensionskasse: Sanfte Reform soll Unterdeckung beheben

Die Personalvorsorgekasse will den technischen Zinssatz senken. Dadurch steigt der Fehlbetrag auf 340 Millionen Franken an. Eine «Schritt-für-Schritt-Sanierung» soll das Loch stopfen

Ginge es bei der städtischen Personalvorsorgekasse (PVK) mit den gleichen Strukturen weiter wie bisher, würde die Deckungslücke von Tag zu Tag wachsen. Heute beträgt der Deckungsgrad 94,4 Prozent. «Bei einem Wert unter 80 Prozent wäre die Stadt gesetzlich zur Sanierung verpflichtet», sagt Alexandre Schmidt, FDP-Gemeinderat und Präsident der Verwaltungskommission der PVK. Dem 80-Prozent-Wert kommt die Kasse nahe, wenn die Reformpläne umgesetzt werden, welche die Kommission vorschlägt. Sie will 2014 den technischen Zinssatz von 3,75 auf 2,75 Prozent senken. Der Wert drückt aus, welche Erträge eine Pensionskasse auf dem Kapitalmarkt zu erwirtschaften erhofft. Der tiefere Satz hat zur Folge, dass der Deckungsgrad auf 84,5 Prozent sinkt. Der Fehlbetrag wird von 108 Millionen auf 340 Millionen Franken steigen.

14 Millionen mehr pro Jahr

Um der drohenden Entwicklung mit der wachsenden Unterdeckung entgegenzuwirken, schlägt die Kommission Reformen vor. Sie haben zum Ziel, dass der Deckungsgrad innerhalb von 20 bis 40 Jahren 100 Prozent beträgt. Schmidt spricht von einer unaufgeregten «Schritt-für-Schritt-Sanierung». Wolle man die Ausfinanzierung deutlich früher erreichen, wäre ein «überharter Schritt» nötig, der politisch schwer durchsetzbar wäre. Auch mit dem nun vorgeschlagenen Tempo würden die Reformen von den Versicherten und den Arbeitgebern aber «grosse finanzielle Opfer verlangen», wie es in den Unterlagen heisst. Jährlich braucht es zusätzliche Beiträge von Arbeitgebern und Versicherten in Höhe von 14 Millionen Franken. Klar ist für die Verwaltungskommission, dass für die Sanierung das System der Teilkapitalisierung gewählt wird. Drei Varianten stehen in der Vernehmlassung bis 13.November zur Diskussion.

Die drei Varianten

Variante Basis-Mix: Arbeitgeber und Versicherte sollen «ausgewogen» belastet werden. Vorgesehen sind auf Leistungsseite drei Massnahmen für 6 Millionen Franken. So sollen die maximalen Vorsorgeleistungen neu erst ab 40 statt 38 Versicherungsjahren erhältlich sein. 8 Millionen Franken werden durch Beitragserhöhungen finanziert. Der Zeithorizont beträgt 25 Jahre. Variante Maxi-Ver: Sie unterscheidet sich von der Basisvariante bezüglich Aufteilung der Lasten auf Arbeitgeber und Versicherte. Die Arbeitgeber werden mit 59, die Versicherten mit 41 Prozent belastet. Für eine Person mit einem Bruttolohn von monatlich 6000 Franken bedeutet diese eine zusätzliche Beitragsbelastung von 9 Franken pro Monat.

Variante Minim-AG: Zeithorizont von 40 Jahren. Arbeitgeber sollen finanziell nur so viel an die Unterdeckung beitragen wie unbedingt nötig. Arbeitgeber sind nebst der Stadt Unternehmen wie EWB, Bernmobil, ARA Region Bern oder die Gurtenbahn.

Rentenalter soll bleiben

Kein Thema ist für die Verwaltungskommission eine Erhöhung des Rentenalters von heute 63 auf 64 oder 65 Jahre. Nach hinten geschoben ist zudem der Primatwechsel. Im März 2012 erklärte der Stadtrat eine Motion als erheblich, die den Wechsel vom Leistungs- ins Beitragsprimat vorsieht. Diese Änderung soll nun erst zum Thema werden, wenn die Reformvorschläge beschlossen sind, sagt Alexandre Schmidt. Soll die Reform wie geplant 2015 in Kraft treten, müsste das Geschäft vor den Sommerferien 2014 dem Stadtrat vorliegen.

FDP gegen Steuererhöhung

Die FDP begrüsst die schrittweise Sanierung, fordert eine gerechte Aufteilung der Kosten und spricht sich gegen eine Steuererhöhung aus. Das Grüne Bündnis (GB) ist «erleichtert», dass keine Vollkapitalisierung angestrebt wird. Die Reform entspreche jedoch nicht einer echten Teilkapitalisierung. Das GB schlägt vor, eine Teilkapitalisierung mit Zieldeckungsgrad von unter 100 Prozent zu prüfen.

Die Personalvorsorgekasse der Stadt Bern (PVK) zählt 5258 aktiv Versicherte und 3718 Rentenberechtigte. Ende 2012 betrug der Deckungsgrad 94,4 Prozent. Der Fehlbetrag belief sich auf 108 Millionen Franken, das verfügbare Vermögen auf 1,83 Milliarden Franken. Die Kasse wurde 1910 gegründet. Seit Januar 2013 ist sie eine öffentlich-rechtliche Anstalt der Stadt. Diese rechtliche Änderung sowie indirekt auch der Druck zur Sanierung gehen auf neues Bundesrecht zurück. Diese neuen Vorschriften verlangen, dass die Pensionskassen öffentlichen Rechts verselbstständigt werden. Leitungsorgan der PVK ist die Verwaltungskommission.wrs

Quelle: Thuner Tagblatt

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