Teilzeitarbeit wird zur Vorsorgefalle

Ich arbeite schon seit einigen Jahren Teilzeit mit mehreren Jobs, weil ich neben der Arbeit noch andere Dinge pflegen möchte, die mir wichtig sind, und weil ich viel Musik mache. Auch wenn ich nicht oft ans Alter denke, frage ich mich: Habe ich wegen der Teilzeitarbeit Nachteile im Alter? U.J.

Ja. Teilzeit zu arbeiten, ist in und dürfte in den nächsten Jahren noch weiter stark an Bedeutung gewinnen. Gerade viele Männer und Frauen aus der jüngeren Generation können sich heute nicht mehr vorstellen, jederzeit hundert Prozent zu arbeiten.

Viele Paare teilen sich heute die Betreuung der Kinder. Alte Rollenbilder verlieren an Bedeutung. Und viele Menschen, auch ohne Kinder, möchten so wie Sie ein für sie wichtiges Hobby intensiv betreiben und auch sonst mehr Zeit für sich selbst haben.

Teilzeit zu arbeiten, hat neben der positiven Seite, dass man mehr Freizeit für andere Interessen hat, in der Regel zwei Nachteile: Man hat weniger Geld für seinen Lebensunterhalt zur Verfügung und kann weniger für seine Altersvorsorge sparen.

Der erste Aspekt ist meist kein Problem: Wer Teilzeit arbeitet, nimmt oft bewusst ein tieferes Einkommen in Kauf und kompensiert dies mit der in seinem Empfinden gewonnenen Lebensqualität.

Heikel ist indes der zweite Aspekt: die Altersvorsorge. Das aufgrund der Teilzeitarbeit geringere Einkommen führt zwangsläufig dazu, dass man in der beruflichen Altersvorsorge deutlich weniger sparen kann.

Viele Teilzeitarbeiter wie Sie, die mehrere Kleinpensen haben, riskieren, bei der Pensionskasse durch die Masche zu fallen. Denn die Eintrittsschwelle bei der zweiten Säule – also bei der Pensionskasse – liegt bei 21’150 Franken.

Wenn man mit seinem Teilzeitpensum bei einem einzelnen Job weniger verdient, wird man nicht in die Pensionskasse aufgenommen. Wenn man aber wie Sie mehrere Teilzeitjobs mit Kleinstpensen hat, aber doch gesamthaft einen Lohn über der Schwelle erwirtschaftet, kann man sich freiwillig versichern und auch die übrigen Jobs einbinden.

Möglich ist dies bei der Kasse von einem Ihrer Arbeitgeber oder aber bei der Stiftung Auffangeinrichtung. Die Stiftung Auffangeinrichtung BVG ist eine nationale Vorsorgeeinrichtung und wirkt im Auftrag des Bundes als Auffangbecken und Sicherheitsnetz der zweiten Säule.

Als einzige Pensionskasse in der Schweiz nimmt sie ausnahmslos jeden anschlusswilligen Arbeitgeber und jede anschlusswillige Einzelperson auf, vorausgesetzt, dass die gesetzlichen Bedingungen erfüllt sind.

Selbst wenn jemand bereits über der Eintrittsschwelle liegt und damit einer Pensionskasse angehört, führt der Koordinationsabzug dazu, dass bei Teilzeitarbeitern oft nur wenig Einkommen über die Pensionskasse versichert ist.

Die Vorsorge über die Pensionskasse ist besonders wichtig, weil Sie im Rahmen der zweiten Säule nicht nur allein fürs Alter sparen, sondern auch die Arbeitgeber Beiträge leisten müssen. Wenn Sie dies nicht nutzen, verzichten Sie faktisch auf einen zusätzlichen Lohnbestandteil.

Sobald Sie sich freiwillig versichert haben und auch die anderen Pensen miteinschliessen, müssen auch die Arbeitgeber Beiträge leisten. Auch der wichtige Risikoschutz ist bei Teilzeitarbeitern meist tief.

Ich rate Ihnen, sich von der für Sie zuständigen Pensionskasse oder Ihrer Versicherung oder Bank über Ihre Möglichkeiten beraten zu lassen. Jedenfalls ist es ein fataler Fehler, wenn man sich über Jahre hinweg nicht um seine Altersvorsorge kümmert. Dann fehlen Ihnen im Alter nicht nur all die Beiträge von Ihnen und Ihren Arbeitgebern, sondern auch die Rendite, welche über all die Jahre auf dem Vorsorgegeld zusätzlich angespart würde.

Gerade wer Teilzeit arbeitet, sollte seine Vorsorgesituation genau prüfen und mögliche Lücken füllen.

Zusätzlich zur zu prüfenden freiwilligen Versicherung in der zweiten Säule rate ich Ihnen, möglichst auch eine steuerbegünstigte Säule 3a aufzubauen, damit Sie Ihre Altersvorsorge zusätzlich etwas aufbessern können.

Welche Massnahmen in Ihrem Fall wirklich sinnvoll sind, muss eine detaillierte Abklärung anhand Ihrer konkreten Lebenssituation und Ihrer Einkommen mit einem Vorsorgeberater zeigen.

Gerade wenn Sie Teilzeit arbeiten, sollten Sie erst recht die Zeit für eine solche Abklärung investieren.