Trotz Negativzinsen: Schweizer Pensions-Kassen horten kein Bargeld

Die Einlagerung von Bargeld wäre ein Mittel gegen Negativzinsen, wird aber von Pensionskassen kaum genutzt.

Die Schweizer Pensionskassen operieren unter schwierigen Bedingungen. Im derzeit tiefen Zinsumfeld können die ihnen anvertrauten Gelder kaum gewinnbringend angelegt werden. Zehnjährige Schweizer Bundesanleihen werfen mittlerweile Verluste ab und die hohe Volatilität an den Börsen macht Investitionen in Aktien zunehmend riskant. Dies hat dazu geführt, dass die durchschnittlich erzielten Renditen im vergangenen Jahr stark zurückgegangen sind und im Januar dieses Jahres sogar negativ waren.

Einer Analyse der UBS zufolge haben Schweizer Pensionskassen im Jahr 2015 eine durchschnittliche Rendite von 0,8 Prozent auf ihre Investitionen erzielt. Für die vergangenen fünf Jahre lag die Durchschnittsrendite noch bei 3,8 Prozent. Im Januar sackte sie schliesslich um über ein Prozent ins Minus ab. Der Schweizerische Pensionskassenverband ASIP rechnet für 2015 mit einer Gesamtrendite von 0,7 Prozent.

Erschwert wird die Situation, weil die Schweizerische Nationalbank (SNB) seit dem vergangenen Jahr Negativzinsen von derzeit 0,75 Prozent eingeführt hat. Sie bezweckt damit, die Attraktivität des Schweizer Franken als „sicheren Hafen“ und eine daran geknüpfte Aufwertung der Währung zu unterbinden.

Die Pensionskassen, die ständige grosse liquide Mittel zur Ausschüttung an ihre Kunden bereithalten müssen, sind davon besonders betroffen. Viele von ihnen überlegen inzwischen, ob sie die Gelder als Bargeld in Tresoren einlagern sollten, um sie der faktischen Enteignung durch die SNB zu entziehen. Die Pensionskassen lägen damit gewissermassen im Trend, da Schweizer Vermögensbesitzer seit einiger Zeit auffällig viel Bargeld als Sicherheit halten.

Derzeit verfügen Schweizer Pensionskassen über Anlagegelder in Höhe von etwa 822 Milliarden Franken, wie der Pensionskassenverband ASIP gegenüber den Deutschen Mittelstands Nachrichten mitteilte. Davon würden rund fünf bis sechs Prozent als Liquidität gehalten. Diese rund 50 Milliarden Franken könnten theoretisch von den Negativzinsen betroffen sein. Die Kassen umgehen die Strafzinsen bislang jedoch weitestgehend: „Festzuhalten ist, dass viele Pensionskassen mit grossem Aufwand durch Verhandlungen und durch die Aufteilung ihrer Liquidität auf verschiedene Banken entweder noch keine oder nur geringfügige Negativzinsen zu bezahlen haben“, sagt Hanspeter Konrad von ASIP. Die Aufteilung in mehrere kleine Einheiten bei verschiedenen Banken ermöglicht es, unter den von der SNB und den Geschäftsbanken festgelegten Freibeträgen zu bleiben.

ASIP lehnt die Anwendung der SNB-Strafzinsen auf die Pensionskassen grundsätzlich ab: „Pensionskassen tragen sicher nicht zu einer erhöhten Nachfrage nach Schweizer Franken bei. Aus Sicht von ASIP ist es daher nicht gerechtfertigt, Pensionskassen mit Negativzinsen zu belasten“, so Konrad. Der Verband geht nicht davon aus, dass derzeit viele Pensionskassen Bargeld horten, „weil der Transport, die Lagerung, die Versicherung und die Regelung des Zugriffs auf dieses Bargeld ebenfalls mit Kosten verbunden sind. Sollten die Abklärungen ergeben, dass die Bargeldhortung insgesamt zielführender ist, als Negativzinsen zu akzeptieren, sollte eine solche Massnahme durch die Banken und die SNB nicht verunmöglicht werden. Unseres Erachtens besteht dafür keine Rechtsgrundlage.“

Die grösste Schweizer Pensionskasse BVK zieht es derzeit nicht in Betracht, Bargeld einzulagern, wie sie gegenüber den Deutschen Mittelstands Nachrichten bekanntgab. Einerseits spare sie Kosten ein, um das Renditepotential zu erhöhen, andererseits habe sie Bargeld-Anlagen auf verschiedene Gegenparteien verteilt. „Die Negativzinsen hatten folglich kaum Einfluss auf die Gesamtperformance 2015. Wie alle Pensionskassen ist die BVK aber von den indirekten Auswirkungen der Negativzinsen wie höhere Kosten für Fremdwährungsabsicherungen sowie rekordtiefe beziehungsweise negative Zinsen auf Obligationen betroffen, weil dadurch das Ertragspotential sinkt“, sagte ihr Sprecher Florian Küng.

Die Pensionskasse der Post hält derzeit rund 750 Millionen Franken liquide Mittel vor. Sie ist nach eigenen Angaben von den Negativzinsen der SNB betroffen und musste im vergangenen Jahr Kosten von rund 800.000 Franken verkraften. Die PK Post hat die Einlagerung von Bargeld geprüft, „aufgrund der Kosten, Risiken und regulatorischen Hindernisse aber verworfen“, wie ihr Sprecher Patrick Zuber mitteilte.

Quelle: Deutsche Mittelstands Nachrichten

1 comment
  1. Daniel
    Daniel
    28. Mai 2018 at 8:48

    Ich bin gespannt, wie sich das Thema Negativzinsen in den nächsten Wochen und Monaten noch entwickeln wird. Da wird ganz sicher noch einiges passieren.

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