UBS-Vorsorgeindex Schweiz

04.08.2020 Der UBS-Vorsorgeindex Schweiz erholte sich insgesamt im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr, blieb aber im negativen Bereich. Die Corona-Krise stoppte die Verbesserung jäh und drückte den Index im ersten Halbjahr 2020 auf den schlechtesten Stand seit Messbeginn. Haupttreiber war die Wirtschaftsentwicklung, vor allem die Komponenten Arbeitsmarkt, Staatsschulden und Wirtschaftswachstum brachen massiv ein. Auch die Subindizes Finanzen, Demografie und Reformen befanden sich über die letzten Quartale fast ausschliesslich im negativen Bereich.

Die seit 2016 anhaltende Talfahrt des UBS-Vorsorgeindex Schweiz hat sich weiter fortgesetzt und endet im ersten Halbjahr 2020 erneut auf einem Allzeittief. Zwar bot das Jahr 2019 eine Verschnaufpause mit Reformvorschlägen, herausragender Börsenperformance und robustem Wirt-schaftswachstum. Doch die Corona-Krise Anfang 2020 stellte dies schnell in den Schatten. Am schwersten wog der Einbruch der Wirtschaftsentwicklung, wofür die schlechten Arbeitsmarktdaten, höhere Schulden und die rasant ein-brechende Wirtschaftsdynamik verantwortlich waren.

Auch die anderen drei Subindizes – Finanzen, Demografie und Reformen – trugen seit einigen Quartalen kaum positiv zum Gesamtindex bei. Der Subindex Finanzen erholte sich 2019 dank der guten Finanzmarktperformance. Doch dies allein reicht nicht aus, um die Lage der 1. und 2. Säule fundamental zu verbessern.

Eine der grössten Herausforderungen des Schweizer Vorsorgesystems – die Alterung der Bevölkerung – kommt im Altersquotient, der den Subindex Demografie dominiert, zum Ausdruck. Die Rentnerpopulation wird in den nächs-ten Jahren weit schneller ansteigen als diejenige der Erwerbstätigen, bedingt durch den Eintritt der Babyboomer-Generation in den Ruhestand. Dies wird die Situation vor allem für die im Umlageverfahren finanzierte AHV verschärfen.

Reformen sind dringend notwendig, um die Altersvorsorge nachhaltig zu sichern. Zwar ist am 1. Januar 2020 die STAF in Kraft getreten. Die damit verbundenen Neuerungen bieten aber keine langfristige Lösung. Doch weitere Vorschläge liegen auf dem Tisch, die mit wenigen Änderungen zukunftsträchtig wären.

Abbildung 1 UBS-Vorsorgeindex August 2020

Die vier Subindizes

Wirtschaftsentwicklung

Nach einer kurzen Erholung Ende 2019 fiel der Subindex Wirtschaftsentwicklung auf den tiefsten Stand seit Messbeginn. Dies überrascht kaum, wenn man bedenkt, dass die Corona-Krise und die damit verbundenen Restriktionen die Welt so schnell wie noch nie zuvor in eine Wirtschafts- und Finanzkrise versetzten. Besonders die Arbeitsmarktbedingungen haben sich aufgrund des Totalstillstands mancher Branchen deutlich verschlechtert, trotz Kurzarbeit. Wegen der Unsicherheit bezüglich Dauer und Auswirkungen des Virus trübte sich die Stimmung weltweit ein und die Wachstumsdynamik geriet ins Stocken. Viele Unternehmer standen vor schwerwiegenden Liquiditätsengpässen oder gar vor der Insolvenz. Darüber hinaus litt die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Exportwirtschaft zusätzlich unter dem stärkeren Franken, was die Schweizerische Nationalbank zu Interventionen zwang. Zudem ver-schlechterte sich die Nachhaltigkeit infolge des unerwarteten und rasanten Anstiegs der Staatsschulden im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt.

Demografie

Der Altersquotient dominiert weiterhin den Subindex Demografie. Die Rentnerpopulation nahm in der Schweiz schnell zu und wird es auch in Zukunft tun, da immer mehr Personen der geburtenstarken Babyboomer-Generation das Rentenalter erreichen. Im Vergleich dazu stagniert die Wachstumsrate der Erwerbstätigen nahezu. So steht die gleiche Anzahl berufstätiger Personen einer steigenden Anzahl Rentner gegenüber. Einen positiven Lichtblick bietet die leicht höhere Geburtenentwicklung im Vergleich zum Durchschnitt der Vorquartale. Diese stieg 2020 an, allerdings sind saisonale Effekte zu berücksichtigen, denn die Geburtenrate ist im ersten Halbjahr jeweils tendenziell höher als im zweiten. Auch die Migration hat in den letzten Quartalen an Dynamik zugelegt. Beide Aspekte bringen aber keine Erleichterung. Ein Anstieg der Geburtenrate oder der Migration wäre jedoch keineswegs genug, um das Vorsorgesystem nachhaltig zu gestalten.

Finanzen

Der Subindex Finanzen war Ende 2019 erstmals seit 2017 im positiven Bereich. Die Aufwertung verdankt der Index der 2. Säule, die besonders im letzten Quartal 2019 eine deutlich erfreulichere Entwicklung zeigte. Die starke Aktienperformance beflügelte die Pensionskassen-performance, wenngleich die finanzielle Schieflage der beruflichen Vorsorge langfristig nicht auf diese Weise ausgeglichen werden kann. Die AHV bleibt selbst nach dem Inkrafttreten der STAF am 01.01.2020 im negativen Bereich. Die STAF wird die umlagefinanzierte AHV nur kurzfristig entlasten, stellt aber langfristig keine Lösung des Finanzierungsproblems dar. Auch die 3. Säule trug überwiegend negativ zum Index bei. Die Vermögen der freiwilligen Vorsorge stiegen wohl weiter, allerdings langsamer als in den Vorquartalen. Dies hängt wohl auch mit der Corona-Krise zusammen, denn die fallenden Erwerbs-quoten und Nominallöhne bieten weniger Spielraum fürs Vorsorgesparen. Die im Parlament angenommene Motion Ettlin zum nachträglichen Einkauf in die Säule 3a könnte diese Situation in Zukunft verbessern.

Reformen

Seit Januar 2020 fliessen der AHV jährlich zwei Milliarden Schweizer Franken mehr zu, aus der erhöhten Mehrwertsteuer und den höheren AHV-Beiträgen. Diese Liquiditätsspritze gewährt der staatlichen Vorsorge kurzfristig eine Verschnaufpause, wird jedoch weder die Lücke nachhaltig schliessen noch die Generationengerechtigkeit herstellen. Zukünftig werden noch tiefgreifende Reformen nötig sein, um die angeschlagene 1. Säule dauerhaft stabil finanzieren zu können. Die AHV 21 ist hierfür nur ein Teilschritt. Weiterhin bleibt auch die BVG-Reform ein Thema. Am 12. Dezember 2019 gab der Bundesrat die Reform in die Vernehmlassung, doch aufgrund der Corona-Krise ver-zögerte sich die Botschaft ans Parlament. Massgebend für den positiven Standpunkt des Reformen-Subindex ist die Annahme einer Motion während der Sommersession, die in naher Zukunft den nachträglichen Einkauf in die freiwillige Säule 3a erlauben wird. Dies erhöht die Anreize für die privaten Vorsorgesparer und unterstützt deren Altersvorsorge langfristig.

Folgen für die 2. Säule

Die berufliche Vorsorge ist im Kapitaldeckungsverfahren organisiert und verspricht Alters- und Risikoleistungen. Diese Leistungen basieren auf dem individuell einbezahlten Kapital. So sind die Beiträge und Renditen auf das Kapital der Erwerbstätigen ein wichtiger Bestandteil für die finanzielle Stabilität. Jedoch werden die Beiträge wie in der 1. Säule mit geringerer Beschäftigung zurückgehen und die Renditen wegen tiefer Leitzinsen in Zukunft möglicherweise im Durchschnitt geringer ausfallen.

Da der Mindestzins jeweils im Vorjahr gesetzlich festgelegt wird und die effektiv gewährten Zinsen anfangs Jahr gesprochen werden, kann eine Vorsorgeeinrichtung bei schlechter Anlageperformance zumindest kurzfristig in Unterdeckung geraten. Dies kann teilweise mit dem Anzapfen von Reserven behoben werden, wird für das Jahr 2020 aber vielerorts zu geringeren Zinsgutschriften führen und für die Pensionskassen, die noch Spielraum beim Umwandlungssatz haben, zukünftig auch zur Senkung desselben und zu geringeren Rentenzahlungen.

Quelle: UBS

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