Vor zehn Jahren ist die Winterthur französisch geworden

Vor zehn Jahren ist die Winterthur-Versicherung von der Grossbank Credit Suisse an die französische Axa verkauft worden. Der damalige Verkaufspreis betrug 13,4 Milliarden Franken. Heute gehört die Axa Winterthur zu den Marktleadern.

Die Winterthur Versicherungen waren 1875 als «Schweizerische Unfallversicherungs-Actiengesellschaft» in Winterthur gegründet worden. 1923 stiess sie ins Geschäft mit den Lebensversicherungen ein.

Nach organischem Wachstum und diversen Akquisitionen bot dieWinterthur ab den 70-er Jahren Versicherungen für fast alle Risiken an. 1975 trat sie unter dem Namen Winterthur Versicherungen am Markt auf.

Fusion mit Credit Suisse

Während rund 20 Jahren intensivierte die Versicherungsgesellschaft ihre internationalen Aktivitäten. 1995 ging sie eine strategischeAllianz mit der zweitgrössten Schweizer Bank ein, der Credit Suisse. 1997 kam es zur Fusion mit der Credit Suisse und es entstand eine der weltweit grössten Finanzdienstleistungsfirmen der damaligen Zeit.

2002 hatte die negative Entwicklung an den Aktienmärkten für dieWinterthur Versicherungen gravierende finanzielle und organisatorische Folgen. Sie setzte den Allfinanz-Plänen ein Ende. DieCredit Suisse musste beträchtliche Summen in die Winterthureinschiessen. Zahlreiche Stellen mussten abgebaut werden.

Zwei Jahre später legten die Winterthur Versicherungen das Leben- und Nichtleben-Geschäft in der Schweiz in einer gemeinsamen Vertriebsorganisation zusammen. Das Unternehmen kehrte nach zwei Verlustjahren wieder in die Gewinnzone zurück.

Die Grossbank wollte sich in jener Zeit wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und ihre Wachstumsstrategie basierend auf einer global tätigen Bank vorantreiben. Die Winterthur Versicherung wurde als finanzielle Investition weitergeführt und die Grossbank bereitete sie auf einen Börsengang vor.

Verkauf statt Börsengang

Doch aus dem Börsengang wurde nichts. Die Grossbank entschied sich stattdessen für einen Verkauf. Denn ein Börsengang hätte langfristig die Unabhängigkeit der Versicherungsgesellschaft nicht gewährleisten können, hiess es damals.

Im Juni 2006 kam es schliesslich zum Verkauf der Winterthur an die französische Axa. Die französische Gruppe, damals bezüglich des Umsatzes die Nummer eins auf dem europäischen Versicherungsmarkt, machte 12,3 Mrd. Fr. in bar locker, um die Winterthur zu kaufen. Zudem übernahm sie eine Schuld von 1,1 Mrd. Fr.

Credit Suisse begründete den Verkauf damals damit, dass alle möglichen Optionen geprüft worden seien. Auch ein Schweizer Partner sei gesucht worden, um die Versicherungsgesellschaft mit den damals 19’000 Beschäftigten, davon 5800 in der Schweiz, zu übernehmen. Dieses Vorhaben wurde aber fallen gelassen, weil die Wettbewerbsbehörden einem Verkauf von dieser Grösse innerhalb der Schweiz kaum zugestimmt hätten.

Der damalige Winterthur-Chef Leonhard Fischer hatte nach der Übernahme angekündigt, dass die Integration der Winterthur in die Axa Kosteneinsparungen und damit einen Abbau von Stellen mit sich bringen würde. Die Schweiz werde aber davon ausgespart, sagt er.

Lediglich zwei Monate später erfolgte die Ankündigung, dass die Winterthur fast 350 Stellen in der Schweiz abbauen werde. Schliesslich wurde der Abbau auf 250 Stellen beschränkt, ohne dass es zu Entlassungen kam. Weniger als ein Jahr später engagierte dieGesellschaft bereits wieder 150 Mitarbeitende für externe Dienstleistungen und 100 für den internen Betrieb.

Aufstieg zum Marktleader

Unter dem Namen Axa Winterthur ab 2007 war die Versicherung erfolgreich und baute den Marktanteil auf mehr als 20% in der Schweiz aus. Gemäss eigenen Angaben war die Versicherung 2010 führend im Bereich der Lebensversicherungen. Im Nicht-Lebenbereich war die Axa Winterthur bereits seit Jahren Marktführerin.

Im letzten Geschäftsjahr musste die Axa Winterthur einen Rückgang des Gewinns um 5,6% auf 929 Mio. Fr. hinnehmen. Das Prämienvolumen sank 2015 um 4,1% auf 11 Mrd. Fr. Der Betriebsgewinn nahm demgegenüber um 4,7% auf 896 Mio. Fr. zu.

Quelle: NZZ
10.06.2016