Vorsorgereform schliesst Finanzierungslücke der AHV laut UBS gut zur Hälfte

Das Reformpaket «Altersvorsorge 2020» des Bundesrats hilft dabei, die in Zukunft drohende AHV-Finanzierungslücke gut zur Hälfte zu schliessen und die ungedeckten Leistungsverpflichtungen in der zweiten Säule zu reduzieren. Damit die Altersvorsorge in der Schweiz jedoch nachhaltig und langfristig finanziert werden kann, brauche es zusätzliche Massnahmen, kommt eine am Montag im Bern vorgestellte und von der UBS in Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg im Breisgau durchgeführte Studie zum Schluss. Die Last der Sanierung haben zu grossen Teilen die jungen Generationen zu tragen.

Wie es bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bei der Aufhebung des Mindestkurses darum ging, die Risiken einer grossen Bilanz den unmittelbaren Risiken für die Realwirtschaft gegenüberzustellen, stelle sich auch im Bereich der Vorsorge die Frage, wieviel man künftigen Generationen aufbürde, sagte UBS-Chefökonom Daniel Kalt an der Medienkonferenz in Bern einleitend. Die Zinsen am kurzen Ende seien weiter ins Negative abgeglitten und die Zinskurve allgemein liege nun auf tieferem Niveau, so Kalt mit Blick auf den SNB-Entscheid weiter. In diesem Umfeld werde es für Vorsorgeeinrichtungen noch schwieriger, ihre Anlageentscheide zu treffen.

Derweil hätten die Berechnungen der Studie «Altersvorsorge 2020: Erste Schritte auf einem langen Weg» ergeben, dass die geplanten Massnahmen eine deutliche Entlastung für das System bedeuten, so Veronica Weisser, Ökonomin und Vorsorgeexpertin bei der UBS. Die AHV-Finanzierungslücke werde von 173,4% des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP) auf 82% zurückgehen. Der Grossteil der Verbesserung, knapp vier Fünftel, geht auf die geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer von maximal 1,5 Prozentpunkten zurück. Ins Gewicht fallen zudem die Erhöhung des Frauen-Rentenalters oder die Abschaffung der Witwenrente für kinderlose Frauen.

Finanzierung via Mehrwertsteuer

Im Grossen und Ganzen bleibe die Reform aber ein stark auf die Einnahmen orientiertes Paket, so Weisser weiter. Dies führe dazu, dass heutige Rentner von der Umsetzung praktisch nicht betroffen seien. Eine höhere Mehrwertsteuer gehe vor allem zu Lasten der jüngeren bis hin zu den noch nicht geborenen Generationen.

Auch werde mit der Vorsorgereform die finanzielle Stabilität in der ersten Säule nur vorübergehend und nicht vollständig wiederhergesellt, hiess es an der Medienkonferenz in Bern. Zusätzliche Massnahmen würden notwendig. Diese sollten auch eine bessere Lastenverteilung berücksichtigen, so der Vorschlag.

Dabei sieht Veronica Weisser auf der Ausgabenseite Potenzial, wobei eine einmalige Rentenkürzung die Quersubventionierung von den jungen hin zu älteren Generationen am einschneidesten beheben würde. Um nur mit diesem Mittel die Finanzierungslücke auf Null zu bringen wäre allerdings eine Reduktion um 22,6% nötig.

Weiter führt Weisser die Erhöhung des Rentenalters als Instrument auf. Würde man nur darauf setzen, müsste man rein rechnerisch ein Alter von rund 72 Jahre bestimmen, um die Finanzierungslücke ganz schliessen zu können. Die Koppelung des Rentenalters an die Lebenserwartung sieht Weisser als fairen Ansatz für künftige Generationen in dieser Frage. Weitere Möglichkeiten, das Loch zu finanzieren, wäre auch die Aussetzung von Rentenanpassungen etwa an die Lohn- und Inflationsentwicklung.

In der zweiten Säule sieht die UBS den zu hohen Umwandlungssatz von heute 6,8% als grösstes Problem für die Zukunft. Die mit der Reform geplante Senkung auf 6,0% dürfte zwar bereits durch die steigende Lebenserwartung überholt sein, doch würden sich dank der Reform die ungedeckten Leistungsverpflichtungen in der beruflichen Vorsorge um bis zu 30% reduzieren.

Quelle: NZZ

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