AXA Winterthur senkt die BVG-Umwandlungssätze

Die Axa Winterthur wagt mit einer Senkung der BVG-Umwandlungssätze auf Anfang 2015 den Sprung ins kalte Wasser. Tiefe Zinsen und steigende Lebenserwartung fordern ihren Tribut.

Die Axa Winterthur nimmt an ihrem BVG-Vorsorgemodell, wie sie es überwiegend Schweizer KMU-Kunden anbietet, auf Anfang 2015 Anpassungen vor. Während im Obligatorium der beruflichen Vorsorge bis auf weiteres ein (übersetzter) Rentenumwandlungssatz von 6,8% gesetzlich vorgegeben ist, trägt der Lebensversicherer der steigenden Lebenserwartung und den hartnäckig niedrigen Zinsen mit einer Senkung im Überobligatorium Rechnung.

Renten korrekt rechnen

Für Männer gilt in der Vollversicherung von Axa Winterthur neu ein garantierter Umwandlungssatz von 5,604%, nach bisher 5,835%; für Frauen wird der Satz, ebenfalls auf Anfang 2015 von 5,574% auf 5,480% heruntergesetzt. Die Axa Winterthur rechnet vor, dass für einen Versicherten mit 300 000 Fr. Altersguthaben im obligatorischen und 200 000 Fr. im überobligatorischen Teil der zweiten Säule die künftige Altersrente um 39 Fr. je Monat niedriger ausfällt; für einen Neurentner würden damit unverändert 1700 Fr. im Obligatorium und 934 Fr. (bisher: Fr. 972.50) im Überobligatorium gezahlt. Thomas Gerber, der das Leben-Geschäft der Axa Winterthur führt, weist darauf hin, dass bei den geltenden Umwandlungssätzen Kapital wiederkehrend von aktiv Versicherten zu Rentnern umverteilt wird. Diese Differenz werde im geltenden Modell aus Anlageerträgen und/oder der Risikoprämie ausgeglichen.

Allein bei Axa Winterthur – sie hält unter den Lebensversicherern im BVG-Geschäft einen Marktanteil von rund einem Drittel – würden auf diese Weise jährlich Geldbeträge von mehr als 300 Mio. Fr. umverteilt. Ein solcher Geldtransfer ist im BVG, das im Kapitaldeckungsverfahren organisiert ist, vom Wesen her systemwidrig. Dem soll ab 2015 Einhalt geboten werden, wenn auch nicht in vollem Umfang. Würden die Zinsen steigen, würde sich die Situation aber rasch anders darstellen. Axa Winterthur weist noch darauf hin, dass Altersguthaben in der obligatorischen Vorsorge, Kapitalbezüge wie auch laufende Renten von den niedrigeren Umwandlungssätzen nicht betroffen sind.

Signalwirkung für viele

Wenn mit Axa Winterthur einer der beiden führenden Lebensversicherer mit der Senkung der Rentenumwandlungssätze nun gleichsam den Sprung ins kalte Wasser macht, wird sie vermutlich nicht lange allein bleiben. Im Prinzip spiegeln die neuen Sätze eine durch die Lebenserwartung und die Kapitalmarktzinsen vorgegebene Realität. Dieser trottet die Politik bekanntlich mit einem gesetzlichen BVG-Mindest-Rentenumwandlungssatz von 6,8% meilenweit hinterher, was Sozialminister Alain Berset mit dem Projekt «Altersvorsorge 2020» auch klargemacht hat.

Im Jahr 2003 sorgte dieselbe Versicherung, die nun vorangeht, mit der Lancierung des «Winterthur-Modells» für Furore. Damals wurden die Sätze auf ein Leistungsniveau gesenkt, wie es nun zwölf Jahre durchgehalten wurde. In der Zwischenzeit haben die Wahlmöglichkeiten für die Kundschaft zugenommen. Die Axa Winterthur bietet vermehrt teilautonome BVG-Lösungen an, bei denen das Anlagerisiko ganz oder teilweise vom Kunden getragen wird.

Quelle: NZZ
07.04.2014