Deckungsgrad der meisten Pensionskassen ist ungenügend

Die Oberaufsicht kritisiert die zu geringen Wertschwankungsreserven vieler Pensionskassen. Wirtschaftliche Turbulenzen könnten reichen, um die Kassen erneut in Schwierigkeiten zu bringen.

Dank eines guten Börsenjahrs hat sich die finanzielle Lage der Pensionskassen im Jahr 2013 zwar weiter verbessert. Doch der Deckungsgrad sei bei den meisten Kassen noch ungenügend, mahnt die Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge (OAK BV). Auch bleibt der Renditedruck hoch.

Das Gesamtrisiko, dem die Vorsorgeeinrichtungen aktuell ausgesetzt sind, sei nach den beiden guten Anlagejahren 2012 und 2013 deutlich zurückgegangen, gab die OAK BV in Bern bekannt. Aufgrund einer guten Rendite von durchschnittlich 6,1 Prozent im letzten Jahr verbesserten sich auch die Deckungsgrade.

Per Ende 2013 verfügten 93 Prozent (Vorjahr: 90 Prozent) der Vorsorgeeinrichtungen ohne Staatsgarantie über einen Deckungsgrad von mindestens 100 Prozent. Bei den Vorsorgeeinrichtungen mit Staatsgarantie lag der Anteil bei 28 Prozent (27 Prozent).

«Noch nicht im Lot»

Dennoch befinde sich das System der beruflichen Vorsorge noch nicht wieder im Lot, sagte die Vizepräsidentin der Kommission, Vera Kupper Staub, vor den Medien. Der Deckungsgrad sei «bei den meisten Kassen noch ungenügend».

Die notwendigen Wertschwankungsreserven seien grösstenteils noch nicht voll aufgebaut. «Die Vorsorgeeinrichtungen sind für allfällige zukünftige Kapitalmarktverwerfungen noch nicht ausreichend gewappnet», sagte Kupper Staub. Mit anderen Worten: Eine grössere Krise an der Börse dürfte einige Pensionskassen erneut ins Schlingern bringen.

Die Risikosituation verbesserte sich jedoch gegenüber dem Vorjahr: Aktuell müssten lediglich 13 Prozent (Vorjahr: 41 Prozent) der Vorsorgeeinrichtungen ohne Staatsgarantie dem Segment mit hohem oder eher hohem Risiko zugerechnet werden, schreibt die Kommission.

Hoher Renditedruck

Sorge bereitet der OAK BV der anhaltend hohe Renditedruck. Die Pensionskassen müssen eine hohe Rendite erwirtschaften, denn die heutigen Altersrenten beruhen auf «relativ hohen» Zinsgarantien, wie Pierre Triponez, Präsident der OAK BV, vor den Medien sagte. Gleichzeitig ist das Zinsniveau aktuell sehr tief.

Zwar seien auch die Zinsgarantien im vergangenen Jahr gesenkt worden. Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben – dem BVG-Mindestumwandlungssatz – bleiben diese aber weiterhin hoch, wie die OAK BV schreibt.

Diese Differenz zwischen technischem Zinssatz und dem mit der Zinsgarantie verbundenen Leistungsversprechen sei im Gesetz nicht vorgesehen, sagte Triponez. Abhilfe könnte die «Altersvorsorge 2020» schaffen: In der Vernehmlassungsvorlage sei mit der Möglichkeit einer kollektiven Vorfinanzierung von Altersrenten eine Änderung vorgesehen, welche das Problem «mittelfristig entschärfen dürfte», sagte Triponez.

Vorsichtigere Bewertung

Die Pensionskassen seien aber auch selber aktiv geworden und hätten die Leistungsversprechungen angepasst, lobte Triponez. Vor einem Jahr hatte die Kommission kritisiert, viele Pensionskassen würden ihren Versicherten zu hohe Renten versprechen.

Positiv beurteilte die Kommission weiter, dass die Pensionskassen nochmals vorsichtiger geworden sind bei der Bewertung ihrer Verpflichtungen: Nur noch knapp ein Drittel (29 Prozent) der Vorsorgeeinrichtungen ohne Staatsgarantie verwenden einen technischen Zinssatz von 3,5 Prozent oder höher – im Vorjahr war es noch rund die Hälfte gewesen (49 Prozent).

An der Umfrage der OAK BV haben 91 Prozent der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen mit einer Bilanzsumme von insgesamt 730 Milliarden Franken teilgenommen. Die OAK BV hatte ihre Tätigkeit Anfang 2012 aufgenommen. Ihre Hauptaufgabe ist es, für Qualitätssicherung und Rechtssicherheit zu sorgen.

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