Zuerst kommen die Versicherten – Die städtische Pensionskasse in Langenthal will ihre Immobilien verkaufen

Die städtische Pensionskasse in Langenthal will ihre Immobilien verkaufen. Der Entscheid komme nicht einem Nein zu günstigem Wohnraum gleich, sagt Stadtpräsident Thomas Rufener.


 

Die Stadt Langenthal will mehrere Liegenschaften der Pensionskasse verkaufen. Unter anderem auch das Hochhaus an der Waldhofstrasse 54 (Bild). © Thomas Peter

Das Hochhaus an der Waldhofstrasse 54 steht, wie die weiteren fünf Liegenschaften der städtischen Pensionskasse, zum Verkauf. Was das für die Mieterinnen und Mieter bedeutet, bleibt abzuwarten.
Bild: Thomas Peter


Es geht um das Hochhaus an der Waldhofstrasse 54. Die an derselben Strasse gelegenen Wohnblöcke Nummer 46 und 60. Die Wohnliegenschaften am Hinterbergweg 6, an der Grubenstrasse 23/25 und am Lagerweg 14/16/18. Sie alle hält die städtische Pensionskasse heute in ihrem Anlageportfolio. Und sie alle sollen nun verkauft werden. Ihren Entscheid hat die Pensionskassenkommission am Montagabend kommuniziert.

Die Begründung: Die Pensionskasse sei verpflichtet, ihre Anlagen im Interesse der Versicherten ständig zu optimieren. «Andere Ziele, wie beispielsweise die Zurverfügungstellung von günstigem Wohnraum, widersprechen dieser gesetzlichen Optimierungspflicht.»

Die Frage liegt in der Luft: Geht mit dem Entscheid der Pensionskassenkommission günstiger Wohnraum verloren in Langenthal? Immerhin: 148 Wohnungen befinden sich in den besagten sechs Liegenschaften. Und zumindest von einigen weiss man, dass Sanierungsbedarf besteht.

Mietpreise im Durchschnitt

Thomas Rufener, Stadtpräsident (SVP) und zugleich Präsident der städtischen Pensionskassenkommission, hält jedoch fest: Grundsätzlich handle es sich bei den zum Verkauf stehenden Liegenschaften nicht um speziell günstigen Wohnraum. Die Mietpreise und Ausstattungen der 148 betroffenen Wohnungen entsprächen durchaus dem Durchschnitt des Langenthaler Wohnungsmarktes.

Auch ändere ein Verkauf nichts an den geltenden mietrechtlichen Bestimmungen. «Natürlich hat die Eigentümerin das Recht, innerhalb der gesetzlichen Vorgaben etwas aus ihrer Liegenschaft zu machen», verweist er auf die in absehbarer Zeit anstehende Sanierung an der Waldhofstrasse 54. «Das wäre aber auch dann der Fall, wenn die Liegenschaft im Portfolio der Pensionskasse bliebe.»

Ein Zielkonflikt

Würde die Kasse ihre Liegenschaften nicht abstossen, betont Rufener, müsste eine aufwendigere Sanierung mit einer daraus resultierenden Anhebung der Mietpreise zumindest in Erwägung gezogen werden. «Denn wenn sich die Pensionskasse speziell für ihre Mieter und Mieterinnen einsetzen wollte, käme sie in Konflikt mit ihrem übergeordneten Ziel», verweist er erneut auf die gesetzlich vorgegebene Anlageoptimierung im Interesse ihrer gegenwärtig knapp 820 Versicherten. «Die Förderung von günstigem Wohnraum ist nicht Aufgabe der Pensionskasse.»

Kassen unter Druck

Gewiss seien die Liegenschaften für die Kasse bisher nicht gerade unrentabel gewesen, räumt Rufener ein. Aber der Druck auf die Pensionskassen sei, bedingt auch durch den demografischen Wandel, in letzter Zeit stärker geworden. Zwar stehe die städtische Pensionskasse mit einem Deckungsgrad von aktuell 102 Prozent nicht schlecht da. Als Liegenschaftsbesitzerin sehe sich die Kasse aber zunehmend mit dem «operativen Problem der Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten» konfrontiert, die ihre Ressourcen übersteigen würden.

Bereits 2011 hat der Gemeinderat mit der BDO AG eine externe Firma mit der Verwaltung und Geschäftsführung der Liegenschaften betraut. «Eine Renovation zum Beispiel würde dennoch in der Zuständigkeit der Kasse liegen», so Rufener. Schon seit längerem habe die Pensionskassenkommission deshalb nach Lösungen gesucht, die die Kasse von solch immobilientechnischen Fragen entbinden – und sich schliesslich für den Verkauf entschieden.

16 Millionen Buchwert

Interessenten seien vorhanden, Gespräche im Gang, so Rufener. Mehr will er zum Stand der Verkaufsverhandlungen zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht sagen. Nur so viel: Man werde die Liegenschaften sicher «nicht um jeden Preis verkaufen».

Gemäss der Botschaft zur erst Ende September erfolgten Abstimmung über die rechtliche Verselbstständigung der Kasse beläuft sich der Buchwert der sechs Liegenschaften auf 16 Millionen Franken (bei Aktiven und Passiven von insgesamt rund 190 Millionen Franken).

Quelle: Berner Zeitung

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